Als Blogger und Influencer tauchen immer wieder Begriffe auf, die für Außenstehende erst einmal rätselhaft klingen. Einer dieser Begriffe ist „Barter-Deal„. Wer in der Welt des Influencer-Marketings unterwegs ist, wird unweigerlich mit diesem Konzept konfrontiert. Ich habe bereits selbst Barter-Deals auf beiden Seiten des Influencer-Marketings durchgeführt und möchte meine Erfahrungen und Erkenntnisse mit euch teilen.
Erst neulich saß ich mit einem Kunden bei einer bekannten und reichweitenstarken Influencerin und war bei der Millionenreichweite überrascht, dass sie von sich aus einen Barter-Deal vorschlug. Obwohl ich mir bereits Gedanken über eine angemessene Bezahlung auf Basis von Reichweite, Wert des Produktes und Bekanntheit gemacht hatte, war diese Vorarbeit glücklicherweise hinfällig.
An meiner Seite saß ein Mitarbeiter des Herstellers, der diesen Begriff nicht kannte und direkt mit Zahlen und Bedenken um die Ecke kam, obwohl die Art der Kooperation längst beschlossen war. Um diese Unsicherheit zu nehmen habe ich diesen Artikel verfasst und befasse mich mit allen Facetten rund um dieses Thema, um euch für die nächste Verhandlung mit einem Influencer fit zu machen.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein Barter-Deal?
Ein Barter-Deal bezeichnet eine Kooperationsform, bei der keine Geldzahlungen fließen. Stattdessen tauschen die beteiligten Parteien Dienstleistungen oder Produkte aus. Für Influencer bedeutet das oft: Sie erhalten Produkte oder Dienstleistungen eines Unternehmens und bewerben diese im Gegenzug auf ihren Social Media Kanälen.
Vorteile
Weniger finanzieller Aufwand
Für Start-ups oder kleinere Unternehmen, die möglicherweise nicht das Budget für großangelegte Marketingkampagnen haben, sind Barter-Deals eine attraktive Option. Sie können ihre Produkte ohne direkte Geldzahlungen bewerben lassen. Dafür ist es wichtig die passenden Influencer mit einem offenen Ohr zu finden. Im besten Fall melden diese sich bei einem Hersteller, weil dann ist die Verhandlungsposition eine ganz andere.
Wenn Hersteller und Unternehmen auf einen Influencer treffen und diesem einen Barter-Deal vorschlagen, dann kann es nicht immer so gut ankommen, weil sich mit Barter-Deals keine Rechnungen bezahlen lassen.
Echte Erfahrungen und Bewertungen
Influencer erhalten die Möglichkeit, Produkte oder Dienstleistungen tatsächlich zu nutzen, bevor sie diese bewerben. Das kann zu authentischeren und glaubwürdigeren Empfehlungen führen. Gleichzeitig entsteht so auf alle Fälle neuer Content in Form von bebilderten Ratgeber-Texten, Videos und Bilder, die bei der richtigen Verhandlung im Nachgang für eigene Marketingaktivitäten genutzt werden können.
Flexibilität für beide Seiten
Ohne den direkten Geldtausch können beide Parteien oft kreativer und flexibler in den Bedingungen der Zusammenarbeit sein. Mir ist immer wichtig keinen großen Einfluss auf die Content-Creator zu nehmen, da diese mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Stil erst ihre Community aufbauen konnte. Hier sollte dem Influencer das nötige Vertrauen entgegengebracht werden, wie etwa mit einem groben Briefing mit nur den wichtigsten Anforderungen.
Nachteile
Unklare Wertbestimmung
Es kann schwierig sein, den genauen Wert einer Dienstleistung oder eines Produktes festzulegen, was zu Ungerechtigkeiten führen kann. Der Aufwand der Content-Creation ist mit einem fairen Stundenlohn zu bezahlen und hier hat jeder Influencer seine eigene Vorgehensweise. Darum klärt vorher genau ab, welche Content-Pieces zu liefern sind.
Keine finanzielle Entlohnung
Auch wenn Produkte und Dienstleistungen ihren Wert haben, können sie nicht zur Deckung laufender Kosten oder Rechnungen verwendet werden. Diese fehlende Entlohnung ist der Grund für fehlgeschlagene Anfragen für einen Barter-Deal, denn wenn die Influencer hauptberuflich mit ihren Accounts ihr Geld verdienen, dann sind eines Tages die Barter-Deals nur interessant, wenn es sich um einzigartige und luxuriöse Produkte handelt.
Es kann bei größeren Influencern auf Interesse stoßen, wenn diese wissen, dass sich mit dem Test des Produktes auch Klicks generieren lassen, wie etwa auf YouTube und Twitch, welche sich dann in eine zusätzliche Einnahmequelle verwandeln. Beispiel hierfür sind jedes Jahr die Kooperationen von EA oder auch ganz aktuell die glücklichen Influencer, die von Ravensburger das erste Kapitel von Disney Lorcana zugeschickt bekamen.
Risiko von Unzufriedenheit
Wenn eine Partei das Gefühl hat, dass sie bei einem Tauschhandel das Nachsehen hat, kann dies zu Spannungen führen. Wenn ein Barter-Deal keinen spürbaren Effekt auslöst, dann ist es hier schwer zu korrigieren, wenn nicht doch ein wasserdichter Kooperationsvertrag geschlossen wurde.
Hier gilt es einen erfahrenen Influencer-Marketing-Manager an seiner Seite oder im Unternehmen zu haben, der solche Barter-Deals auf Augenhöhe verhandelt, mit den Influencern kommuniziert und eine Beziehung aufbauen kann.
Barter-Deal und das Finanzamt – was ist zu beachten?
Barter-Deals sind zwar keine klassischen Geldtransaktionen, fallen jedoch trotzdem unter das Einkommenssteuergesetz. Das bedeutet:
- Wertbestimmung: Der Wert der erhaltenen Produkte oder Dienstleistungen muss bestimmt und als Einnahme verbucht werden. Dies kann anhand von Rechnungen, Listenpreisen oder ähnlichen Methoden geschehen.
- Belege aufbewahren: Auch wenn keine Geldzahlung erfolgt, ist es wichtig, jegliche Kommunikation und Dokumentation des Barter-Deals als Beleg aufzubewahren.
- Steuern zahlen: Wie bei jeder anderen Einnahme auch, müssen Steuern auf den Wert des Barter-Deals gezahlt werden.
- Beratung hinzuziehen: Bei Unsicherheiten sollte immer ein Steuerberater konsultiert werden.
- Dauerleihgabe: Mehr zu diesem Thema bei uns hier im Blog.
Auf Barter-Deals eingehen? Ja oder Nein?
Barter-Deals können eine interessante und nützliche Form der Kooperation für Influencer sein. Sie ermöglichen, Produkte und Dienstleistungen direkt zu erleben und authentisch darüber zu berichten.
Gerade aufstrebende Influencer sollten jeden Barter-Deals anfangs als Referenz betrachten, um erste Erfahrungen im Influencer-Marketing zu sammeln. Es gibt diverse Möglichkeiten, um aus einem anfänglichen Barter-Deal doch noch eine finanzielle Einnahme zu generieren.
Es gibt auch Blogger, die bewusst nur Barter-Deals eingehen, um sich Hobbys und Leidenschaften zu finanzieren. Dazu empfehlen wir ganz uneigennützig das Buch „Geduld, Schweiß und wunde Finger – Geld verdienen mit einer eigenen Website*“ aus unserem Hause. Gerade der Vorteil, dass Blog-Texte mit Produktvorstellungen für immer im Internet zu Käufen führen können, macht diese Art von Deal für viele Unternehmen interessant.
In dem Buch gibt es eine Anleitung, wie aus einem Hobby ein eigener Blog mit Einnahmen entstehen kann. Diese Einnahmen können eben Produkte sein, die sich sonst jemand privat gekauft hätte.
Geld verdienen mit Barter-Deals
Am Anfang steht das Produkt, doch daraus generierte Verkäufe können über einen Code oder einem Affiliate-Link nachgehalten werden, um den Influencer im Anschluss an dem generierten Umsatz zu beteiligen. Ein sehr verlockendes Angebot, welches sich auszahlen kann.
Registriert ein Unternehmen den Erfolg der Kooperation, dann folgen Folgeaufträge, die dann finanziell entlohnt werden, Es ist ein weiteres Indiz dafür, dass Barter-Deals der perfekte Einstieg in das Influencer-Marketing sein können, wenn der eigene Kanal am Anfang steht.
Wie steht ihr zu einem Barter-Deal oder lasst ihr euch nur mit Geld bezahlen? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
*= Affiliate-Link