Auch Werbung, aber auch viel Meinung
Da wache ich morgens auf und stolpere in eine Influencer-Marketing-Diskussion in einer Facebook-Gruppe für Blogger:innen. Ich bin auf Facebook in der Gruppe „Blogger Netzwerk“ mit knapp 12.000 Mitglieder:innen. Gestern Abend wurde dort ein Beitrag gepostet, der zu einem Blog-Artikel mit folgendem Titel führt:
„Wieso Blogger als Influencer verstanden werden sollten!“
Die Diskussion unter diesem Beitrag ist irgendwie erschreckend, denn ich musste mich mehrfach versichern, dass sowohl der Beitrag als auch die Kommentare von heute sind und nicht von vor 10 Jahren. Ich bin seit 14 Jahren im Online-Marketing tätig und habe damals 2008 meinen ersten Blog aufgebaut. Heute betreibe ich alleine, mit meiner Agentur und Freunden insgesamt 18 Blogs.
Inhaltsverzeichnis
Clickbait für dankbare Bubble
Einige betiteln diesen Beitrag als Clickbait und reißerisch, denn eigentlich sollte der Begriff des Influencers doch bekannt sein. Ich habe angefügt, dass viele die Definition des Begriffs nicht richtig verstanden haben oder es eben so unterschiedliche Interpretationen gibt, dass sich die User:innen unter diesem Beitrag streiten und vor allem auf die Unterscheidung zwischen Blogger und Influencer pochen.
Wenn wir „Influencer“ einfach nur übersetzen, dass haben wir hier den „Beeinflusser“, denn das Wort kommt aus dem englischen von „to influence“, ergo „beeinflussen. Wenn wir uns das klassische Bild eines heutigen Influencers anschauen, dann ist dies meistens eine Person, die im Auftrag eines Unternehmens gegen Bezahlung die jeweiligen Produkte und Dienstleistungen bewirbt.
Beziehen wir uns aber auf das „Beeinflusser“, dann sind wir alle unbewusst Influencer, wenn wir anderen von Produkten und Dienstleistungen erzählen, diese empfehlen oder uns gar mit diesem öffentlich zeigen.
Blogger vs. Influencer
Wenn ich nun in dieser Diskussion lese, wie sich manche Blogger:innen energisch von dem Status eines Influencers distanzieren, weil diese eben keine Produkte in den Beiträgen erwähnen, dann ist das auch nicht ganz richtig. Selbst wenn es ein Rezepte-Blog ist, der den Leser:innen köstliche Rezepte präsentiert, dann wäre der Gebrauch dieses Rezeptes durch Leser:innen auch eine Art von Einfluss auf die Essenszubereitung. Vielleicht haben die Leser:innen dadurch neue Lebensmittel kennengelernt, kaufen sich das gleiche Equipment für die Küche oder auch nur die gleiche Kochschürze.
Genau hier setzt meine Kritik an der Diskussion an, denn hier liegen einfach Vorurteile und falsche Definitionen von „Influencern“ vor. Es gibt eben die bewussten und unbewussten Influencer. Aus der Sicht des Influencer-Marketings besagt die Definition ganz klar, dass hiermit das Multiplikatoren-Marketing gemeint ist, also die Zusammenarbeit zwischen Social-Influencern und Unternehmen, die ihren Followern gegen Bezahlung die Produkte und Dienstleistungen präsentieren.
Influencer-Marketing besitzt viele Gesichter
Jedoch ist Influencer-Marketing wesentlich vielschichtiger, da Influencer nicht nur auf den eigenen Plattformen von Unternehmen eingesetzt werden müssen, wie es zum Beispiel die Kampagne von Aldi Süd mit den Elevator Boys gezeigt hat. Genau so wurden Blogger:innen auch schon von Unternehmen als Testimonial gebucht oder als Experten für Gastbeiträge auf anderen Plattformen bezeichnet.
Die sichtbare Blogger-Bubble auf Facebook hat sich gefühlt in den letzten Jahren nicht weiterentwickelt. Seit Jahren werden die gleichen Fragen mit den gleichen Antworten beantwortet. Dies zeigt auch, dass neue Mitglieder:innen mit einem neuen Projekt starten, aber die Qualität der Antworten entwickelt sich meistens nicht weiter. Gerade wenn es um Kooperationen und Influencer-Marketing geht, dann werden völlig überzogene Forderungen und Meinungen laut.
Kooperationsanfragen müssen grundsätzlich, laut einigen „Expert:innen“, abgelehnt werden oder unrealistische Geldbeträge müssen für die Arbeit genommen werden. Niemand nimmt Neulinge mal ordentlich an die Hand, setzt sich mit der Motivation und dem jeweiligen Status eines Anfängers auseinander und gibt dann realistische Vorschläge, als wenn du dich selbst profilierst und deine Anforderungen an eine Kooperation weitergibst, die du dir in vielen Jahren aufgebaut hast.
Da zitiere ich doch gerne aus meinem eigenen Buch „Geduld, Scheiß und wunde Finger- Geld verdienen mit einer eigenen Website“:
„Nutze am Anfang jede Kooperation als Bewerbung für die nächste.“
Ich habe da den Code „influencer„* für euch, dann kostet das Buch euch nur 7 statt 10 €. 5 Bücher gibt es sogar geschenkt mit dem Code „adventskalender„. Gerne verschenke ich das Buch auch gegen eine Rezension auf eurem Blog. Gerne auch mit Bezug auf Influencer-Marketing, Geld verdienen mit Blog und Anleitung für Anfänger:innen.
Es enthält eine mehrschrittige Anleitung für den Aufbau eines eigenes Blogs mit vielen Tipps und Tricks. Jetzt gerade versuche ich Dich für den Kauf des Buchs zu beeinflussen und das mit Hilfe eines Blogs, aber dieser Artikel wird gleich Teil der Facebook-Diskussion werden. Das Buch gibt es hier.*
Damit meine ich nicht Corporate-Blogs, sondern Privatmenschen, die einen Blog starten, um als Blogger online präsent zu sein oder auch Geld mit ihrer Arbeit als Blogger zu verdienen. Wenn solche belanglosen Blog-Artikel derartige Diskussionen auslösen, die voll von Unwissenheit und Vorurteilen sind, dann spielt hier auch der Faktor „Neid“ eine große Rolle.
Influencer werden als Schnorrer bezeichnet
Ein User bezeichnet Influencer einfach mal pauschal und verallgemeinert als Schnorrer. Wenn Unternehmen bei einem Influencer für eine Werbekampagne anfragen, dann liegt hier bestimmt kein schnorren vor. Wenn nahezu unsichtbare Social-Media-Nutzer:innen aber ihre konzeptlosen Bettelbriefe an Unternehmen schreiben, um Produkte kostenlos zu bekommen, dann ist dies durchaus manchmal freches schnorren. Genau dieses Verhalten gibt es aber primär von Bloggern und das schon seit sehr vielen Jahren.
Meine schlimmsten Erfahrungen habe ich hier in der Modebranche und Kinderspielzeug-Branche gemacht. Meine Kund:innen wurden von schlechten Blogger:innen täglich mit E-Mails überschüttet, in denen unsichtbare und schlecht gestaltete Blogger:innen nach Kooperationen bettelten. Der Begriff „Bettel-Blogger“ ist verbreiteter als der „Instagram-Bettler“ oder der „Bettel-Influencer“.
Nun aber zu dem eigentlichen Artikel
Ich behaupte einfach mal, dass nicht alle User:innen, die einen Kommentar geschrieben haben, diesen auch gelesen haben. Ein User gibt dies auch zu, denn er bezeichnet den Artikel als „Quatsch“ und gibt selbst an diesen nicht gelesen zu haben. Ich habe mir den Blog-Artikel aber durchgelesen und er beinhaltet weitaus mehr als es die Überschrift vermuten lässt.
Die Wikipedia-Definition von „Influencer“ besagt nämlich, dass der Begriff eben nicht einfach übersetzt werden darf, sondern genau diese Arbeit zwischen Personen im Social Web und Unternehmen definiert. Somit bezieht sich der Begriff ausschließlich auf das Influencer-Marketing. Nun können wir diskutieren, ob der Blog auch Teil des Social Webs ist, wobei ich hier klar für „Ja“ plädieren würde. Wikipedia möchte ich nicht widersprechen, aber die Marketing-Brille alleine würdigt die Vielschichtigkeit des Influencer-Marketings nichts.
Influencer mit Fokus auf Google Rankings
Ich würde nur dem widersprechen, dass Blogger ohne Social-Media-Plattformen und dem Fokus auf organische Google Rankings dann keine bewussten Influencer sind. Denn ich arbeite genau so und habe für kaum einen Blog auch Social-Media-Plattformen, doch dennoch sehe ich häufig einen wachsenden Anteil an wiederkehrenden Besucher:innen auf den Blogs. Mit meiner Reichweite kann ich genau so hausieren gehen, wie der Social-Influencer mit seinen Followern und Abonnenten, und werde allerdings auch von Unternehmen direkt oder über Agenturen für Werbekampagnen angefragt.
Einigen wir uns am besten darauf, dass ein Blogger bewusst ein oder kein Influencer sein kann, aber auch unbewusst kann er ein oder kein Influencer sein.
Falls ihr nun noch den Blog-Artikel dazu lesen wollt, der zu der Facebook-Diskussion geführt hat, dann folgt doch diesem Link.
Wie steht ihr zu dem Influencer-Marketing als Blogger:in? Seid ihr bewusst oder unbewusst ein:e Influencer:in?
*Werbung, bin selbst der Autor des Buch. Freue mich über den Austausch mit Blogger:innen.
Ein Kommentar
Moin!
Als Urheber des Artikels möchte ich mal los werden, dass das leider auf Facebook eine Unart geworden ist. Dort wird fleißig kritisiert und beschimpft, ohne das die Leute das Werk überhaupt gelesen haben. Leider!
Klar, habe ich als Autor eine Meinung die ich vertrete. Bin aber auch offen für andere Meinungen. Da kann gern auch drüber diskutiert werden. Sachlich. Dann ändere ich sogar in meinen Artikeln gewisse Aussagen, wenn ich es überzeugend finde.
Ich finde es sehr schade das einem da Clickbait etc. nachgesagt wird, obwohl das absolut nicht der Fall ist. Schließlich sagt der Artikel genau das, was die Überschrift verspricht. Nämlich dass Blogger auch Influencer sein können, aber nicht zwingend müssen. Nichts anderes habe ich behauptet.
Danke für den Artikel und die Verlinkung des Beitrages.
Viele Grüße
Ronny