Meine Karriere als Influencer nimmt langsam Fahrt auf, oder doch nicht?
Ich bekam gestern eine E-Mail von einem Unternehmen, welches Hersteller einer Massage Gun ist. Ähnliche Produkte habe ich in letzter Zeit in vielen Instagram Stories gesehen und ich glaube, aktuell ist das Gerät bei Streamer:innen auf Twitch gerade ein Ding, denn ich meine es vor Kurzem bei Instagram mit Knossi als Testimonial gesehen zu haben. Das Produkt ist noch kein No-Go, aber die Kommunikation und die Kooperationsanfrage sind gleich zwei No-Gos.
Ich kenne mich mit den rechtlichen Dingen zum Thema „Veröffentlichung von E-Mail-Inhalten“ nicht so aus, daher werde ich das Unternehmen nicht nennen und die E-Mails nicht im Original veröffentlichen.
Inhaltsverzeichnis
Eine unglaubwürdige Kooperationsanfrage
In der ersten E-Mail ist die Rede von einer Suche nach Markenbotschaftern für eine Massage Gun. Ich könne das Produkt „extrem günstig“ kaufen, um mich dann für deren Affiliate-Programm anzumelden, um einen Rabattcode zu bekommen, der mir eine Umsatzbeteiligung in Höhe von 10 % garantiert. Um mir dieses Geschäft schmackhaft zu machen, wird mir gesagt, dass die stärksten Partner monatlich 5.000 Euro verdienen. Das Produkt kostet knapp 160 Euro, sodass ich insgesamt 50.000 Euro umsetzen müsste, um 5.000 Euro zu verdienen, aber das wären mehr als 310 verkaufte Massage Guns pro Monat.
Es gibt Influencer, die könnten ihrer Community diese 310 Produkte pro Monat problemlos verkaufen, jedoch ging die E-Mail gezielt an mich, denn mein Instagram-Benutzername ist Teil des Titels der E-Mail. Ich habe circa 850 Follower und hier halte ich 310 verkaufte Massage Guns für extrem unmöglich.
Ich schrieb zurück, dass das nicht deren Ernst sein kann, denn ein Rezensionsexemplar müsste doch Teil der Kooperationsanfrage sein, denn ohne dies könnte ich keine Werbung auf meinem Instagram-Kanal machen. Denn ich kaufe doch nicht ein vergünstigtes Produkt, um dann vielleicht Geld damit zu verlieren oder um Teil eines Affiliate-Programms zu werden.
Die Antwort ist der Knaller
Am nächsten Tag bekam ich eine Antwort und deren Bedingungen aus der Kooperationsanfrage wurden bestätigt. Ich würde eine Vergünstigung in Höhe von 33 % bekommen, dann bekäme ich einen Rabattcode oder Werbelink, um an den von mir generierten Umsätzen beteiligt zu sein.
Dies bedeutet, dass ich circa 43 € bezahlen müsste, um dann 16 € pro verkauftes Produkt über meinen Link zu bekommen, sodass ich ab dem dritten Verkauf profitabel werden würde. Ich gebe zu, dass 16 Euro pro Lead attraktiv sind, aber ich gehe doch bei einer Kooperationsanfrage nicht in Vorkasse. Vor allem ist das Unternehmen an mich herangetreten. Wenn ich nach einer Kooperation mit der Massage Gun gefragt hätte, dann wäre das ein nettes Angebot für einen Mikro-Influencer gewesen. Vor allem bekäme ich wahrscheinlich doch nur 10 % für jede verkaufte Massage Gun, weil der Rabatt wahrscheinlich ewig gelten wird, um die Menschen zu triggern, ein Angebot vor Augen zu haben.
Ich schrieb nun folgendes zurück:
Wie soll ich das Gerät denn bewerben, wenn ich keines bekomme?
73 %-Rabatt für den Start einer Influencer-Kooperation
Die nächste Antwort ließ nicht lange auf sich warten, denn aktuell sei das Produkt in deren Online-Shop für alle 40 % rabattiert, sodass ich mit meiner 33 %-Vergünstigung insgesamt 73 % sparen würde und dann noch die Chancen auf Geld verdienen bekäme. Das ursprüngliche Produkt im Wert von 160 Euro würde mich also nur 43 Euro kosten und dann wäre ich ab dem vierten Verkauf profitabel.
Nun ergibt sich allerdings ein anderes Problem, denn auch für mich ist der Produktwert der Massage Gun natürlich um 40 % gesunken und die Firma schickt mir nicht mal ein Rezensionsexemplar eines Produktes, welches sie selber gerade mit einem so hohem Rabatt markiert haben. Die Anfrage an sich macht schon skeptisch und lässt mich über den tatsächlichen Wert der Massage Gun heftig zweifeln.
Jede Kooperation ist die Bewerbung für die nächste Kooperation.
Dieses Zitat steht bekanntlich in meinem Buch „Geld verdienen mit einer eigenen Website“, aber nach dem Talk von Shirin David auf dem OMR blieb bei mir vor allem hängen, dass sie die Marke ist und bei allen Kooperationen sicher sein muss, dass diese Produkte zu 100 % zu ihr passen, denn sie ist die Marke. Wenn sie anfangen würde billige Massage Guns zu vertreiben, die sie vorher nicht testen konnte, dann besteht die Gefahr, dass sich daraus ein Shitstorm in ihrer Community bildet, der ihre Reichweite erheblich einschränken könnte.
Nun bin ich nicht Shirin David, sondern mein Instagram-Kanal ist eine Mischung aus Business-Account für die Positionierung meiner Online-Marketing-Agentur Contunda, ein privater Kanal und manchmal auch ein Kanal für meine Werbepartnerschaften aus den Bereichen Familie, Comics, Gaming und Online-Marketing. Wenn ich mir jetzt eine Massage mit der Massage Gun verpasse, diese stolz in die Kamera halte, einen Rabattcode verschicke, dann wissen meine Abonnenten sofort, warum ich das gerade mache. Meine Teilnehmer:innen aus meinen Social-Media-Kursen, in dem ich auch Influencer-Marketing vermittel, würden mich für bescheuert halten, wenn ich mich mit einer Massage Gun im Wert von 100 massieren würde und stolz einen Affiliate-Link in den Link-Sticker packe.
Das Thema „Massage Gun und Influencer“ ist nicht neu
Ich habe mal bei YouTube nachgeschaut, ob das Thema wirklich so neu ist. Ich habe ein amüsantes Video von AlphaKevin gefunden, in dem er sich mit den Influencer-Kampagnen mit den Massage Guns zeigt. Er selbst habe sich eine Massage Gun für 40 E gekostet und in den Kampagnen kommt eben diese Massage Gun für einen angeblichen Wert von 150 Euro vor und auch hier wird mit dem Rabatt von 40 Prozent beworben.
Er gibt an, dass er als Fußballer diese für einige Muskelpartien nutzt, aber der Preis ist bei den Influencern völlig übertrieben.
Schaut euch dieses Video gerne an. Mich wundert es nur, dass ich für diese Massage Gun angesprochen wurde, wenn doch so große Influencer ebenfalls dafür Werbung machen, aber genau da steckt eine Strategie im Influencer-Marketing hinter. Wenn ihr das Produkt bei Influencern seht, die täglich andere Produkte in die Kamera halten, dann sorgen kleinere Kanäle mit meist authentischeren Postings für mehr Trust für das Unternehmen.
Schaut euch das Video von Kevin gerne mal hier an:
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Verrückt, oder?
Ich könnte mich also geehrt fühlen, mit dieser Kooperation auf dem gleichen Level wie die ganz großen Influencer zu spielen, aber ich würde noch immer mit einem höheren Betrag in Vorkasse gehen als ich mir vergleichbare Produkte einfach bei Amazon zu kaufen, wie dieses sehr gut bewertete Produkt für 40-70 Euro*.
Immerhin gibt sich das Unternehmen wirklich große Mühe, mich zu überzeugen, denn ich bekomme keine automatischen E-Mails zurück, sondern es schreiben mir Menschen zurück, die aber an ihrer Idee und Geschäftsmodell festhalten. Schaue ich mir aber die Bewertungen und Erfahrungen des Unternehmens an, dann scheint die Ware häufig gar nicht, defekt oder in schlechter Qualität anzukommen. Es gibt zwar viele gute Bewertungen, aber vielleicht werden die Produkte im Versand bevorzugt, die von den großen Influencern kommt, denn sonst könnte das einen vernichtenden Bumerang-Effekt auslösen.
Was haltet ihr von diesen Kooperationsanfragen und den überteuerten Produkten aus Influencer-Kampagnen? Schreibt es mir gerne in die Kommentare.
*= Affiliate-Link