Natürlich solltest du zum Start deiner YouTube-Karriere keine Abos, Views und Kommentare kaufen. Ich dachte, dies sei längst klar, doch erst letzte Woche sah ich dies bei einem meiner ehemaligen Teilnehmer aus einem Social Media Kurs, den ich unter anderem im Bereich „Influencer-Marketing“ unterrichtete. Da ich selbst mehrfach von diesen Maßnahmen abrate und alle Fragen zu dem Thema verneine, mich weigere, die mir bekannten Wege und Plattformen für solch eine Manipulation auch nur zu nennen, bin ich ein wenig enttäuscht, dass jemand nach dem Besuch meines Kurses diesen Weg eingeschlagen hat.
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YouTube-Start während Existenzgründung
Aktuell steckt dieser ehemalige Teilnehmer gerade inmitten seiner Gründungsphase und möchte sich als frisch gebackener Social-Media-Manager (IHK) selbstständig machen. Parallel dazu öffnete er den besagten YouTube-Kanal und stellte diesen auf seinem LinkedIn-Profil vor. Da wir seit der Schulung darüber vernetzt sind, bekam ich dies mit und mich interessieren immer die weiteren Schritte meiner Teilnehmer:innen und ich besuchte seinen Kanal. Beim Klick in Richtung des Kanals freute ich mich sehr, denn nur wenige Teilnehmer:innen setzen danach wirklich das Gelernte um.
Auffällige Anzeichen für gekaufte YouTube-Interaktionen
Als einer der ersten Viewer belohnte ich seine Arbeit mit einem persönlichen Kommentar, um dem Algorithmus von YouTube zu zeigen, dass dieses Video gesehen und gelobt wird. Genau darum geht es bei einer Veröffentlichung eines neuen YouTube-Videos. Der YouTube-Algorithmus benötigt positive Signale, wie Abos, Views, Kommentare und Likes, um dann zu entscheiden, dass das Video an weitere Menschen ausgespielt wird.
Am darauffolgenden Tag bekam ich eine E-Mail, denn er hatte auf meinen Kommentar geantwortet. Ein wichtiger Schritt, denn Antworten halten eine Diskussion am Laufen und das steigert die Interaktionsrate. Jedoch entdeckte ich nun mehrere Kommentare, die sich ohne auf das Thema zu beziehen lobend über das Video ausließen. Alle Kommentare nutzen die gleichen Wörter, besaßen identische Fehler und es roch schon sehr nach Google Translate.
Dann schaute ich mir den YouTube-Kanal genauer an und siehe da, nach nur einem Video und drei Shorts hatte er bereits über 1000 Abonnenten. Das Video hatte über 2000 Views. Ich schrieb dem YouTuber eine Nachricht über LinkedIn:
„Hey, wo ist es denn heute möglich für YouTube noch Abonnenten, Views und Kommentare zu kaufen? Solltest du es nicht besser wissen nach meiner Schulung?
Die Antwort kam wenige Minuten später:
„Es war nur ein Versuch. Ich habe für 15 € bei Etsy die Abonnenten, Views und Kommentare gekauft. Der Deal war aber mies, denn die meisten sind schon wieder weg. Es war ein Experiment und dazu mache ich bald ein Video.
Angebliches Experiment zwingt eigentlich zum YouTube-Neustart
Mal abgesehen davon, dass ich den Inhalt dieser Antwort nicht wirklich glaube, ist wahrscheinlich das einzig Gute an dem beschissenen Versuch, dass die meisten Abonnenten wieder gehen. Der Algorithmus von YouTube ist nicht doof und registriert diese Manipulation natürlich. Die Konsequenz ist die Minimierung der Ausspielungen der Videos und das Vertrauen in den neuen YouTube-Kanal ist seitens der Plattform verschwunden.
Gleichzeitig bekommen die Bots die nächsten Videos vielleicht noch in ihre Timeline, die aber ohne Bezahlung nie wieder mit diesem Video interagieren werden. Die Zahlen stehen aber weiterhin in dem Profil und viele erfahrene Nutzer:innen der Plattform werden immer sofort sehen, dass hier mit den Zahlen nachgeholfen wurde.
Ausweg: Neustart mit neuem Account und neuem Kanal
Der einzige Weg aus dem Schlamassel ist der YouTube-Neustart über einen neuen Kanal mit einem neuen Account. Denn dieses vermeintliche Experiment wurde nicht mit einem Test-Kanal gemacht, sondern mit dem frisch angelegten Unternehmenskanal, des sich aktuell in Gründung befindenden Unternehmens.
YouTube sei nicht sein primärer Vertriebskanal, aber für ein Unternehmen, welches 9:16-Formate für Unternehmen professionell erstellen will, sollte ein erfolgreiches Portfolio bei YouTube schon von Nutzen sein. Wir laden all unseren Content in diesem Format dort hoch, um unsere Arbeitsproben jederzeit abrufbar zu haben.
Die Probleme mit gekauften Interaktionen bei YouTube
Es gibt Wege, die mehr als einmalig 15 € kosten, um das Wachstum des eigenen YouTube-Kanals vorzutäuschen. Der Kauf muss konstant über alle veröffentlichten Videos gehen, aber dies fällt nur dann nicht auf, wenn echte Abonnenten oder hochwertige Kommentare eingehen, die nicht sofort als gekaufte Interaktionen entlarvt werden können. Ein stetiges Wachstum eines Kanals gilt es aufzubauen, wenn zu solchen von mir unter keinen Umständen empfohlenen Maßnahmen zurückgegriffen wird.
Ständig die Angst vor der YouTube-Sperrung, Ausschluss aus allen Partnerprogrammen und wenn die genutzte E-Mail-Adresse dein Hauptkonto bei Google ist, dann droht auch hier der Ausschluss und dann beginnt ein Unternehmen von vorn.
Erfolg bei YouTube bedeutet großer Aufwand und Geduld
Der Aufbau eines erfolgreichen Video-Kanals ist mit enormem Aufwand verbunden, denn aktuell liefern die großen YouTuber:innen circa 3–4 Videos pro Woche ab, um den Algorithmus nicht einschlafen zu lassen. Reaction-Videos sind dadurch zum Trend geworden, weil diese leichter in der Produktion sind, als komplett eigenen Content zu kreieren.
Ich selbst nehme mir YouTube immer wieder vor, egal ob für uns als Agentur oder ich als Unternehmer. Ein eigener Kanal mit regelmäßig neuem Content ist eine große Aufgabe. Equipment ist schnell gekauft, die Ideen sind da, aber eine Produktion auf ansprechendem Niveau bedeutet viel Zeit.
Warum dieser Drang nach der gekauften Abkürzung?
Sein Ansatz war im Grunde hervorragend. Er trat mutig vor die Kamera, die Thumbnails sehen professionell aus und auch die Frequenz der Veröffentlichungen stimmen. Es gab absolut keinen Grund, um direkt nach der ersten Veröffentlichung eine so offensichtliche Manipulation vorzunehmen.
Ein Kanal kann sich entwickeln, die Videos werden besser, die Community wächst und eines Tages gelingt der Volltreffer. Dann macht es Spaß, aber mit diesem verkorksten Start kommt jede Reanimation wahrscheinlich zu spät.
Habt ihr schon Erfahrungen mit gekauften Interaktionen auf YouTube gemacht? Schreibt es uns gerne in die Kommentare.
Schon 2016 warnte der Kanal „So geht YouTube“ übrigens vor solchen Methoden sehr eindringlich und bis heute hat sich auch der Algorithmus stark optimiert. Ich kann euch den Kanal nur wärmsten ans Herz legen, denn viele dieser Tricks und Empfehlungen werden dir weiterhelfen.
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